Was machen Menschen eigentlich mit ihrer Zeit? Und warum? Über diese und andere Fragen hat der Zeitforscher Karlheinz Geißler mit Gloria gesprochen – und außerdem einige Tipps fürs Zeitmanagement dagelassen.

 

Was macht eigentlich ein Zeitforscher?

“Ein Zeitforscher schaut auf die Uhr und sagt ihnen, wie viel Uhr es ist” – Karlheinz Geißler

Aber natürlich ist es nicht ganz so einfach – es gibt verschiedene Fragen, die sich Zeitforscher stellen: zum Beispiel, was Menschen eigentlich mit ihrer Zeit machen – und warum?

“Menschen kommen auf viele Ideen: Wie kommen sie darauf, dass sie Zeit managen oder sparen können?”- Karlheinz Geißler

Zeit sortieren

Der Zeitforscher stellt fest: Eigentlich kann man Zeit gar nicht sparen. Warum ist es für uns Menschen dann so wichtig, unsere Zeit selber einzuteilen? 

“Das ist wichtig für eine Gesellschaft, die sich nach ihrer Arbeit orientiert. Denn die Arbeit ist das, was organisiert werden muss. Ansonsten können sie sich außerhalb der Arbeit ja völlig spontan nach der Situation verhalten.” – Karlheinz Geißler

Ein Leben nach den Maschinen

Der Gedanke des Zeitmanagements kommt von den Maschinen, von denen die Menschen bei der Arbeit abhängig sind. Der Mensch muss sich ihnen anpassen, um seine Arbeit produktiv zu erledigen. 

“Die Uhr ist eine der ersten dieser Maschinen. Die Uhr ist eine grundlegende Zeitmaschine. Das heißt, Zeitmanagement ist nichts anderes als Uhrzeiterziehung.” – Karlheinz Geißler

Überhaupt leben Menschen erst seit 600 Jahren mit und nach der Uhr – davor haben sie sich einfach an den Signalen der Natur orientiert.

Kein Mensch hat ein gutes Zeitmanagement

“Zeitmanagement ist etwas völlig Unnatürliches. Wir machen uns zur Uhr. Wir leben nach der Uhrzeit.” – Karlheinz Geißler

Schließlich kommen wir nicht mit Uhren auf die Welt. Insofern kann es gar nicht sein, dass wir gut in Zeitmanagement sind. Tatsächlich werden Kinder erst in der Schule zur Uhrzeit erzogen, meint Karlheinz Geißler.

Im Wandel der Zeit

Durch neue technische Möglichkeiten wird einerseits mehr Druck aufgebaut, andererseits gibt es mehr Angebote, sich vom Druck der Uhrzeit zu befreien:

“Denn die Uhr spielt bei neuen digitalen Medien immer weniger eine Rolle. Denn wir organisieren ja nicht mehr nach der Uhr unsere Zeit, sondern nach dem Handy. Das Internet ist immer und überall da.” – Karlheinz Geißler

Leben ohne Zeitdruck

Ohne Uhr ist es manchmal schwierig – gerade wenn man Deadlines einhalten muss. Trotzdem rät der Forscher dazu, öfter mal auf die Uhr zu verzichten und sich bis zur Deadline die Zeit selbst einzuteilen.

“Sie müssen wissen, wie ihr eigener Körper, ihre eigenen Gefühle oder ihre eigene Arbeitsfähigkeit organisiert ist.”- Karlheinz Geißler

Corona-Zeit

Es ist kein Wunder, dass uns die Wochen während des Lockdowns oft langsamer und zäher vorkommen wie in unserem normalen Alltag. Die Beschleunigung des Alltags wurde rausgenommen. Der Mensch ist ein rhythmisches Wesen und sollte sich an seiner Natur orientieren:

“Wenn sie im Homeoffice sitzen, müssen sie selbst entscheiden. Und die Frage ist, nach welchen Kriterien entschieden sie es? Und da kann ich ihnen nur raten, es an ihrer eigenen Arbeitsfähigkeit zu entscheiden und nicht an der Uhr.” – Karlheinz Geißler

Aber natürlich kommen auch neue Elemente hinzu, die stressen – und haben plötzlich viel mehr Verantwortung, was den Umgang mit Zeit betrifft. Wenn Arbeit und Freizeit mal wieder verschwimmen, ist es daher wichtig, die Zeitbedürfnisse untereinander abzusprechen.