07.12.2018, 18:00 Uhr, 3 Min.

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“Was Du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen”, so lautet die Volksweisheit. Doch die “Aufschieberitis” kann sogar sinnvoll sein, sagt der Münchner Soziologe und Buchautor Jonas Geißler, der Führungskräfte zum Thema Zeitmanagement coacht. Er ist überzeugt, dass eine “Jetzt-Erfahrung” sehr wichtig ist: Wer zu viel in die Zukunft plane, der verpasse den Augenblick. Er rät, das Aufschieben positiv umzudeuten, schließlich habe man die unverplante Zeit in der Vergangenheit wahrscheinlich genossen.

Steckt das Aufschieben in den Genen des Homo sapiens?

In prähistorischen Zeiten war es sogar überlebenswichtig, alle Energie auf die Gegenwart zu richten. Schließlich war es damals weniger wahrscheinlich als heute, die nahe Zukunft zu erleben. Aber selbst heute kann es mehr Arbeit bedeuten, wenn man etwas frühzeitig erledigt und sich dann wieder etwas ändert, als wenn man gleich später anfängt. Frühzeitiges Erledigen ist also mit einem gewissen Risiko verbunden, so Jonas Geißler.

Limbisches System ist schuld

Natürlich erledigen wir auch lieber Aufgaben, die wir mögen, als Dinge, die wir als unangenehm empfinden. Dass viele Menschen erst im Dezember mit ihrer St

uererklärung beginnen, liegt wohl am limbischen System. “Entscheidungen sind immer stark von Emotionen geprägt. Lust spielt eine große Rolle, beim Priorisieren” so der Zeitexperte.

Doch natürlich könne “Aufschieberietis” krankhafte Züge annehmen. Nämlich dann, wenn man es nicht mehr schafft, seinen Tag zu strukturieren oder gar den Kühlschrank zu füllen. Dann spricht man von Prokrastination, einer Arbeitsstörung.

Tipps gegen die “Aufschieberitis”

Wer allerdings nur an einer leichten Form der “Aufschieberitis” leidet, für den hat Jonas Geißler einige Tipps:

– Sich selbst Druck aufbauen, indem man anderen von Plänen und Terminen erzählt.

– Jemanden suchen, der einen immer wieder an die Aufgaben erinnert.

– Sich selbst hinters Licht führen und sich sagen: “Ich mach das jetzt nur fünf Minuten und dann hör ich wieder auf.” Dann bin ich über den Anfangswiderstand hinweg und bringe das zu Ende.

Die “Let it be”-Liste

To-do-Listen erachtet Jonas Geißler übrigens als nicht für jeden geeignet, er empfiehlt das Gegenstück dazu: “Let it be”-Listen. Hier solle man aufschreiben, was man in einem Zeitraum, zum Beispiel bis Weihnachten, alles sein lassen kann. “In dem Moment hinterfrage ich das: Muss ich das wirklich machen?”

Auch wenn es ums Schenken gehe, solle man nicht nach dem Muster vorgehen: Was kann ich noch schenken, sondern: Was fehlt den Leuten? Laut dem Zeitcoach fehle vielen sogar die Reduktion. Deshalb empfiehlt er, Zeit zu verschenken, zum Beispiel für einen Ausflug, ein gemeinsames Essen.

Jonas Geißler schenkt seiner Tochter einen Tag Rodeln zu Weihnachten. Seine drei Kinder finden solche Geschenke toll. Und die Eltern haben keinen Stress. Und das kann man Jonas Geißler ansehen, er wirkt sehr entspannt.

 

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