Berliner Kurier und Hamburger Morgenpost, 10.08.2017

 

Arbeiten, Hausputz, das Auto in die Werkstatt bringen und danach zum Friseur – ist Ihr Terminkalender auch wieder so prall gefüllt? Dabei hätten Sie es wirklich mal verdient durchzuatmen. Denn am Donnerstag ist der Internationale Faulenzertag. Und mit ein paar kleinen Tricks fällt es Ihnen auch gar nicht schwer, anstehende Arbeiten liegen zu lassen und trotzdem kein schlechtes Gewissen zu haben.

Denn gerade in unserer allzu schnelllebigen Zeit haben wir oft das Gefühl, ständig unter Zeitdruck zu stehen, oftmals mehrere Dinge gleichzeitig erledigen zu müssen – und doch wie ein Getriebener der Zeit hoffnungslos hinterher zu laufen. „Dabei müsste man vielmehr innehalten und sich fragen, ob mir alle anstehenden Aufgaben tatsächlich wichtig sind – und auf welche Dinge ich verzichten kann“, rät der Münchner Zeitexperte Jonas Geißler, Mitinhaber des Instituts für Zeitberatung „timesandmore“ im KURIER.

„Wer immer To-Do-Listen schreibt und diese dann nicht schaffen kann, ist nie zufrieden. Und wer mehrere Dinge gleichzeitig tut, statt sich gezielt auf die wichtigsten Aufgaben zu konzentrieren, macht mehr Fehler und braucht letztlich sogar mehr Zeit dafür.“

Statt sich ständig Vorwürfe zu machen, welche Dinge unerledigt geblieben sind, sollte man stolz darauf blicken, welche Dinge man am Tag geschafft habe und für welche Ereignisse des Tages man dankbar ist, so Buchautor Geißler („Time is honey“, Oekom Verlag) weiter. „Und wir sollten viel mehr Dinge nicht tun und lernen Dinge zu verpassen.“

In unserer Gesellschaft gilt Stress als Zeichen für Erfolg

Um sich zu fokussieren und das Unwesentliche zu erkennen kann es hilfreich sein, statt weitere To-Do-Listen anzufertigen, auf Let-it-be-Listen zu notieren, welche Dinge man bewusst weglässt, meint der Zeitexperte. „Wie im Supermarkt, wo ich an Regalen entlang laufe und all die Sachen sehe, die ich bewusst nicht kaufe, weil ich sie nicht brauche.“ Das Praktische daran: Im Nachgang muss man diese Dinge dann nicht tun, sondern lassen.

Viele Menschen könnten nämlich viel freier entscheiden, wie sie ihre Zeit gestalten als sie in ihrem stressigen Alltag denken – auch wenn dies, was das Arbeitsleben betrifft, nicht in jedem Job möglich ist, schränkt Geißler ein. „Oftmals ist auch nicht der Angestellte schuld, sondern die Organisationsstruktur in der Firma, die Stress hervorruft.“

Dabei sollten wir nicht übersehen, dass in unserer Gesellschaft Stress auch als Zeichen des Erfolgs gilt. „Wer keine Zeit hat, sichert sich die Zugehörigkeit zu den Erfolgreichen und Gefragten. Zeit zu haben ist dagegen eher verdächtig.“ Daneben erfülle Stress auch eine zweite Funktion: „Es dient zur Abgrenzung. Der kleine Ausspruch ,tut mir leid, keine Zeit’ ist eine höchst praktische Aussage, um sich zum Beispiel vor zusätzlichen Aufgaben zu schützen.“

Dabei müsste man eigentlich gar keinen Stress vortäuschen, um sich einfach mal mit gutem Gewissen auf die faule Haut zu legen.